Ein denkwürdiges erstes ZSC Auswärtsspiel für Robin
Spiel Nummer vier im Playoff 1/4-Final zwischen dem Qualisieger ZSC und dem Achtplatzierten EHC Biel. Die Serie wird von Auswärtssiegen bestimmt, weshalb der ZSC nach drei Spielen mit 1:2 Siegen im Rückstand liegt. Für Spiel 4 in Biel heisst es somit für den ZSC: Verlieren verboten! Diese spannende Ausgangslage war für Robin und mich Grund genug, am vergangenen Samstag nach Biel zu fahren und dem Z vor Ort die Daumen zu drücken.
Die Anreise verlief erwartet zäh. Von Volketswil bis zum Limmattaler Kreuz benötigten wir ungefähr gleich lang wie für den Rest der Strecke nach Biel (Unfall im Gubrist, Chaos durch den Schöneich). In Biel angekommen parkierten wir unsere neue Rennmaschine wie alle anderen auf dem Trottoir an der Strasse direkt beim Stadion. Mach das mal beim Hallenstadion;-) Mit der ersten und, wie sich später herausstellen sollte, einzigen Verpflegung des Abends, schauten wir einigen ZSC Spielern beim Fussballspielen auf dem VIP Parkplatz vor dem Stadion zu. Als wir den Gästesektor betreten wollten, bemerkte Robin, dass er noch ein Werkzeug für seinen Scooter in der Jacke stecken hatte. Naja, vielleicht nicht ideal bei einer bevorstehenden Leibesvisitation;-) So liefen wir nochmals kurz zum Auto zurück und liessen die vermeintliche Tatwaffe dort zurück. Am Eingang wurde dann natürlich nur ich gefilzt, Robin konnte unbehelligt durchlaufen. Im WC-Wagen, draussen vor dem Gästesektor - es war die einzige sanitäre Anlage für die Gästefans - liess ich dem Angstbisi freien Lauf um ein paar Schritte weiter beim behelfsmässig eingerichteten Tresen Nachschub zu besorgen. Wir suchten uns im Stehplatzsektor ein gutes Plätzchen vor einer Stange, wo wir die Übersicht über das ganze Spielfeld hatten. Ich wunderte mich lange, dass sich so wenige ZSC Fans im Sektor einfanden. Mein Gott, zu Hause haben wir 10'000 Zuschauer und in Biel, bei diesem kapitalen Spiel, bringen wir den Gästesektor nicht voll? Langsam tröpfelten die Fans ein und irgendwann bezogen die Choreo Jungs ihre Plätze ganz unten wo sie Fahnen, Transparente, Plakate und vieles mehr vorbereiteten. Mittels Megaphon instruierten sie die restlichen Fans, was sie wann und wie zu tun hatten, wenn die Teams dann mal einlaufen würden. Der Anpfiff rückte näher und siehe da, unser Sektor war mittlerweile sehr gut gefüllt. Zur Einstimmung der einheimischen Fans liefen nun ein paar Cheerleader Girls ihre Runden während ein Opa ein hier offenbar bekanntes Fanlied im Sinne von 'Heya, heya EHC Biel' ins Mikrofon keuchte. Wir fühlten uns im falschen Film, realisierten dann aber, dass wir ja in Biel waren;-) Diese Show im Hallenstadion und die Fans würden scharenweise davon laufen. Dann war es endlich soweit, die Teams liefen ins Stadion ein. Die Z-Fans starteten ihre aufwändige Choreo, von welcher wir nichts mitbekamen, schliesslich standen wir darunter;-)
Anpfiff und los ging es. Zu Beginn fragte ich mich noch, ob die Jungs vor uns die zwei riesigen Fahnen wohl das ganze Spiel hindurch schwenken würden. Spätestens in der Verlängerung wusste ich die Antwort: Ja. Da niemand reklamierte, ging ich davon aus, dass dies zum Auswärtsritual dazugehören musste und fand mich damit ab, mehrheitlich nichts zu sehen. Egal, dabei sein ist alles. Das Spiel plätscherte hinter den Fahnen vor sich hin, es ging auf und ab und manchmal erahnten wir eine Torchance. Im zweiten Drittel ging Biel 1:0 und bald darauf sogar mit 2:0 in Führung. Der ZSC reagierte mit zu vielen Spielern auf dem Eis und holte sich auf diese Art und Weise die erste von insgesamt drei solchen 2-Minutenstrafen ab. So etwas hat man selbst als langjähriger ZSC-Fan dann doch noch nie erlebt. Der Z erspielte sich in der Folge Chancen, aber irgendwie hatte man das Gefühl, die Scheibe würde, selbst wenn man bis um Mitternacht spielen würde, nie ins Tor hinein kullern. Ich glaubte schon bald nicht mehr wirklich an ein Erfolgserlebnis und doch erzielte Luca Cunti kurz nach dem Start des letzten Drittels den Anschlusstreffer. Jetzt begann das grosse Bangen und Daumen drücken. Unter uns brannten einigen Fans die Sicherungen durch. Sie provozierten die Bieler Fans und warfen alles was nicht niet- und nagelfest war in den Stehplatzsektor rüber. Postwendend kam auch einiges retour geflogen. Dann lieferten sich Z-Fans mit der eigenen Security Wort- und andere Gefechte. Anschliessend wurden kaputte Brillen und verlorene Uhren reklamiert und schon bald lag man sich in den Armen. Kaputte Welt. Zwischendurch war es deshalb unterhaltsamer, diesem Treiben zuzuschauen als jenem auf dem Eisfeld, welches man eh nicht wirklich sah. Die Zeit lief unerbittlich Richtung Spielende hinunter, ohne dass man wirklich das Gefühl hatte, der Ausgleich könnte noch fallen. Zwei Minuten vor Schluss geriet Blindenbacher an einen Bieler und beide durften auf der Strafbank herunterfahren. Vier gegen vier Spieler standen sich nun auf dem Eis gegenüber. 1:20 Minuten vor Schluss dann das vermeintliche Ende. Der ZSC holte sich die dritte Strafe für zu viele Spieler auf dem Eis ab. Die Fans kochten, so blöd konnte man doch nicht sein! Vier gegen drei Powerplay für Biel. Kaum wurde die Scheibe vom ZSC zurück erobert, fuhr Goali Flüeler vom Eis und liess sich durch einen vierten Feldspieler ersetzen. Vor dem Bieler Tor passierte das Unmögliche. Ryan Keller erzielte genau eine Minute vor Schluss den 2:2 Ausgleich. Die Emotionen gingen in unserem Sektor hoch, sehr hoch. Die restlichen Anwesenden im mit 6'200 Zuschauern ausverkauften Stadion waren plötzlich mucksmäuschenstill. Es kam zur Verlängerung. Auch während der zusätzlichen Spielzeit hatten beide Mannschaften Chancen, das Spiel zu entscheiden. Es war aber schliesslich der glückliche Mike Künzle, welcher zwar seinen eigenen Schuss von Biels Wand im Tor abgewehrt sah, den Rebound aber im Stile eines Baseballspielers volley ins Netz drosch. Jetzt brachen auf den Rängen sämtliche Dämme. Die überschäumende Freude wurde zwar nochmals kurz gebremst, der Schiri wollte sich die Sache nämlich noch auf Video anschauen. Zum Glück blieb er bei seinem Entscheid, den regulären Treffer anzuerkennen. Sieg ZSC! Jetzt wurde gefeiert! Robin und ich machten uns nach der Verabschiedung der Mannschaft aus dem Staub, liefen zum Auto und brausten im Siegesrausch zurück Richtung Volketswil. Pünktlich zur Geisterstunde kamen wir dort an und schauten uns die Zusammenfassung dieses denkwürdigen Spieles gleich nochmals im Fernsehen an. Diesmal ohne riesige Fahnen im Blickfeld;-) Ein lässiger Vater-Sohn Abend ging zu Ende…