Die fast fatale Fahrradzählung

Diese Woche fand in unserem Haus, das durch unsere Verwaltung ins Leben gerufene Pendant zur Volkszählung, die Velozählung statt. Vor Tagen wurden wir per Rundschreiben darum gebeten unsere Fahrräder im Veloraum mit den beigelegten zwei Etiketten zu beschriften. Irgendjemand hat da wohl reklamiert, weil es relativ eng ist dort unten und er oder sie vermutete, dass dort nicht (mehr) benötigte Drahtesel herumstehen. Nun, zwei Etiketten für eine vierköpfige Familie ist etwas bescheiden, aber die per Mail reklamierten fehlenden Teile wurden prompt per Post nachgeliefert. So beschrifteten wir brav schweizerisch unsere Fahrräder und harrten der Dinge die da kommen mochten. Gestern Abend komme ich mit dem Auto vom Training nach Hause, laufe am Veloraum vorbei, werfe einen Blick über die Fahrräder und was sehe ich? Genau, das noch neue Mountainbike unseres Jüngsten stand nicht mehr an seinem gewohnten Platz. Nein, es stand überhaupt nicht mehr im Raum. Nochmals ein Kontrollblick. Nein, das Velo fehlte definitiv! In mir zog ein Gewitter auf. Haben die jetzt tatsächlich eines unserer angeschriebenen Velos abgeräumt, weil das Vorderrade platt war? Bis ich die Wohnung erreichte, hatte sich das Unwetter zum veritablen Wirbelsturm gesteigert. Ich erzählte meiner Frau, was ich eben entdeckt hatte und fluchte was das Zeug hielt. Sie glaubte mir noch nicht ganz und ging schnurstracks ins Untergeschoss um sich vor Ort zu vergewissern, dass ich keinen Scheiss erzählte. Sie kam ebenfalls mit einem sich anbahnenden Unwetter im Inneren zurück, was wohl alles sagt. Während ich weiter vor mich hin polterte, startete ich den PC um mir postwendend per Mail an die Verwaltung Luft zu verschaffen. Bei einer Zigi auf dem Sitzplatz versuchte ich einigermassen herunterzukommen, bevor ich in die Tasten hauen würde. Wie würde der Text aussehen? Hmm, eine kurze Frist einräumen, bis das Bike wieder an seinem Platz steht und sonst das Fahrrad bei der Polizei als gestohlen melden? Ja, etwa so würde ich es formulieren. Ich stampfte wieder in die Wohnung hinein. Robin kam in diesem Moment von seinem Training nach Hause. Dodo begrüsste ihn und fragte eher scherzhaft, ob er mit Noahs Bike ins Training gefahren sei. Seine Antwort: "Ja". Unsere ungläubigen Blicke wichen bald grossem Gelächter. Er ist noch nie mit dem Bike seines Bruders gefahren, aber sein Rennrad hatte ebenfalls einen Platten und weil er vermutete, dass es sein Loch sei, pumpte er kurzerhand das Mountainbike und fuhr mit diesem ins Training. Nicht auszudenken, wie ich dagestanden wäre, hätte Robin etwas länger trainiert und ich hätte bereits am PC gewütet…