Ein (Feier-)Abend mit der SBB

18:15 Uhr, meine Schicht ist zu Ende und ich kann endlich nach Hause. Zielbewusst steuere ich auf den eben erst aufgepeppten Bahnhof Hardbrücke zu, schnapp mir die Zuglektüre aus der Pendlerbox und warte auf die auf Gleis 1 einfahrende S9.

Fünf Minuten Verspätung liegen im Schnitt und ist jetzt nicht mehr so wichtig, da ich nun ja im Zug sitze und wir Richtung Zürich HB losfahren. Am Hauptbahnhof verzögert sich die Weiterfahrt nochmals um wenige Minuten und schliesslich kommen wir im Bahnhof Stadelhofen zu stehen. Nach 15 Minuten Stillstand beginne ich langsam zu bereuen, dass ich meine Blase nicht doch noch im Büro entleert habe. Es befinde sich eine Person im Tunnel zwischen Stadelhofen und Stettbach und die müsse zuerst von der Polizei herausgeholt werden, bevor an die Weiterfahrt gedacht werden könne. Irgendwie in diesem Sinne hat die Durchsage geklungen, denn schliesslich bin ich mit meinen MP3-Stöpseln im Ohr leicht handicapiert. Tja, die Minuten laufen und der Zug steht nun schon eine halbe Stunde im Bahnhof.

Jetzt ertönen weitere News aus den Lautsprechern. Es habe sich ein Personenunfall ereignet und der Zug fahre nun rückwärts wieder in den HB zurück und von dort als S9 weiter Richtung Zug. Na bravo, denke ich mir, aber immerhin muss ich mich nicht gross bewegen, bis ich wieder im HB stehe. Die Blase drückt, der Zug fährt nicht los. Endlich geht's weiter, nur eben rückwärts. Endlich im HB, suche ich verzweifelt nach den WC Wegweisern und folge ihnen schliesslich. Rolltreppe rauf, Rolltreppe runter, dann ein U-Turn nach links und schon stehe ich vor dem geldgierigen Drehkreuz der Mister Clean Toiletten. Schweren Herzens werfe ich meine beiden brandneuen, extra aufbewahrten, wunderschön glänzenden 50 Rappen Stücke mit Jahrgang 2007 in den Schlitz und befreie mich schliesslich von Kaffee und Mineralwasser.

So, nun aber schnell zur S14 auf den hintersten Geleisen. Ein rascher Blick auf die durch das Ereignis am Stadelhofen geprägte Anzeigetafel hoch über den Köpfen der Reisenden. Die S14 ist gerade abgefahren und die nächste fährt erst um 19:42 Uhr, also in gut 30 Minuten. Toll, das musste ja so kommen. Passt irgendwie alles. OK, ich muss mich nun wenigstens nicht beeilen und kann mir noch ein Bierchen kaufen.

Endlich lasse ich mich im zweitvordersten Wagen der S14 nieder, mache es mir richtig gemütlich, schnappe mir die Zeitung, welche ich eigentlich schon gelesen habe und öffne die herrlich kühle Carlsberg Büchse. Jetzt wird alles gut, denke ich mir, während es gleichzeitig aus den Lautsprechern tönt: "Die vorderste Zugkomposition wird abgehängt. Bitte steigen Sie alle aus." Kurt, ein Kollege aus dem WM-Studio, der am gleichen Ort arbeitet wie ich, kommt mir entgegen. "Schön, dass sie uns das jetzt schon sagen", brummt er leicht angesäuert. Er ist übrigens noch eine halbe Stunde vor mir aus dem Haus gegangen.

Dass im hinteren Teil der S14 kein Sitzplatz mehr zu finden war und wir wie in einer Sardinenbüchse bis nach Schwerzenbach stehen mussten, hätte ich wohl nicht mehr extra erwähnen müssen... {easycomments}