In Dübendorf with Madonna

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Ja, sie war hier, quasi vor meiner Haustüre. Die Queen of Pop hat uns ihre Aufwartung gemacht. Mein Gott habe ich mich gefreut. Tage-, wochen- ja monatelang habe ich auf diesen Tag hingefiebert.

Ich war am 22. August 1987 schon mal an einem Madonna Konzert. Damals war sie mit der 'Who's that Girl World Tour' unterwegs. Leider scheiterten damals jegliche Versuche, Madonna in die Schweiz zu holen. Wir fuhren also mit dem Radio24 Extrazug nach Frankfurt und pilgerten dort ins Waldstadion, der damaligen Heimat der Eintracht Frankfurt. Wir, das waren Töme, Eri, Sven, Sandy und wenn ich mich richtig erinnere war auch Keith mit dabei. Wir veranstalteten schon im Zug eine tolle Party. Anstatt 'Nächster Halt Schwerzenbach' ertönten 'Holiday', 'Lucky Star', 'Borderline' oder 'Like a Virgin' aus den Lautsprechern und im Discowagen traf ich dann auch noch Wildi mit Angie. 21 Jahre ist es her, unglaublich. Jenes Madonna Konzert wird mir für immer in bester Erinnerung bleiben. Die gigantische Bühne, die perfekte Show, der fantastische Sound und 60'000 Zuschauer. Jedes Lied war ein Ohrwurm, jedes Lied zwang meinen Körper zu hüpfen, zu singen, zu klatschen und zu johlen. Es war gigantisch, unvergesslich und der Grund, weshalb ich sie unbedingt nochmals sehen wollte.

Wie gesagt, ich habe mich lange auf diesen Samstag, den 30. August 2008 gefreut und war dann am Tag X auch entsprechend aufgeregt. Zur Einstimmung auf den Abend habe ich am Vormittag mein Velo gesattelt und eine Flugplatzrundfahrt gemacht. Von allen Seiten habe ich die Bühne und die Tribünen mit insgesamt 21'000 Sitzplätzen bestaunt und fotografiert. Zur Krönung bezwang ich den Mount Wangen - Ja, ich geb's zu, ich musste einmal absteigen - und besuchte die Wildis kurz. Sie wollten mich zwar lange nicht reinlassen, aber ich habe ausgeharrt, bis mir Rosanna schliesslich einen halben Liter Rivella offerierte. Wieder zu Hause angekommen mussten die Fotos sofort auf dem PC analysiert werden. Ja, ich war sicher, das wird ein fantastischer Abend.

Um 17:00 fuhren wir mit dem Zug nach Dübendorf, immerhin eine Station. Schon in der Unterführung wurde es eng und langsam. Wahnsinn, nur Köpfe, wohin man schaute. Endlich auf dem Flugplatzgelände angelangt besuchten wir die verschiedenen Stände von DRS3, ProSieben, Blick, Sunrise etc. und holten uns ein paar Goodies. Gummibärli hier, Pommes-Chips da,  Ricola dort und und und... Wir liefen an all den Ständen mit den feinen Sachen vorbei und sortierten genau aus, bis sich Dodo auf ein Asia Zelt fixiert hatte. Dort holte sie sich ihren Znacht und ich zwei Bier. Es sollten nicht die letzten sein, denn schliesslich haben wir ja mit Eri und Denise abgemacht. Wer uns kennt, wusste zu diesem Zeitpunkt schon, dass es heute spät bzw. morgen früh werden würde. Während mir der oberlässige Platzspeaker langsam auf die Nerven zu gehen begann kündigten sich Eri und Denise per SMS an. Es folgten noch zwei Bier und die Party war von unserer Seite her lanciert. Kurz von 19:00 Uhr betraten wir die Arena und suchten uns ein Plätzchen, wo wir für die nächsten 4 Stunden zu verharren gedachten. 20 Minuten später wurde auch schon die Patrouille Suisse durch den kompetenten Staffelspeaker angekündigt. Schon donnerten die sechs Tiger F-5 über den Flugplatz und demonstrierten uns in einer atemberaubenden Show ihre Flugkünste.

Um 20:00 betrat dann Robyn die Bühne. Eine bei uns ziemlich unbekannte Schwedin. Sie hatte in Grossbritannien offenbar mal einen Nummer Eins Hit. Soll mich aber niemand fragen, wie der hiess. Meiner Meinung nach wird sie auch unbekannt bleiben. Sie hat wohl fast niemanden vom Sockel gehauen. Ich hab sie jedenfalls kaum wahrgenommen. Was ich allerdings sehr wohl bemerkt habe war, dass ich kaum auf die Bühne sah und dass es extrem vielen anderen Konzertbesuchern und vorallem Besucherinnen ebenso ging. Wieso wird die Bühne so tief gebaut? Immerhin werden 50'000 Stehplatzgäste erwartet und wenn die alle ungefähr Fr. 160.-- für ein Ticket hingeblättert haben, dann denke ich, wären die 8 Millionen Franken doch ein schlagkräftiges Argument für eine gute Sicht auf die Bühne gewesen. Scheinbar nicht.

Mit 18 Minuten Verspätung startete die Show und Madonna drehte sich zu 'Candy Shop' auf einer Art Thron den Zuschauern entgegen. Sie startete mit neuen Songs und irgendwie wurde ich das Gefühl während des ganzen Konzertes nicht los, dass viele Fans unter den Zuschauern das neue Album 'Hard Candy' nicht wirklich kannten. Mit einem kurzen 'Hello Zurich' begrüsste uns die Queen. Dass wir eigentlich in Dübendorf waren, schien sie nicht zu stören. Bald kam schon der erste alte Kracher mit 'Into the Groove'. Aber oh Schreck, man erkannte das Lied kaum wieder. Das zog sich dann auch wie ein Faden durch's Konzert. Madonna verhiphopte 'Into the Groove', verstrassenmusizierte 'La Isla Bonita', verhardrockte 'Borderline' und vergittarisierte 'Hung up'. 'Spanish Lesson' und der Auftritt der Strassenmusikanten gefiel mir überhaupt nicht und leider gehörten auch 'Vogue' und 'Ray of light' noch nie zu meinen Lieblingen. Es gab aber durchaus auch Higlights, so zum Beispiel die Performance zu 'She's not me' mit den Madonna Doubles aus früheren Jahren. Musikalisch gefielen mir aus genannten Gründen vorallem neue Lieder. Herausgestochen sind da 'Beat goes on' zu Beginn, 'Heartbeat', 'Devil wouldn't recognize you' und 'Miles away'. Natürlich fehlten auch die beiden neueren Kracher '4 Minutes' und 'Give it 2 me' zum Abschluss nicht. Aber auch bei diesen Songs ging das Volk nicht wirklich aus sich heraus. Punkt 23:09 Uhr stand auf den Screens 'GAME OVER' und das war's dann auch. Kein 'Goodbye', nichts. Madonna verschwand so schnell wie sie gekommen war. Vielleicht war das die Quittung dafür, dass wir Schweizer uns mal wieder von der stiersten Seite gezeigt haben.

Trotz allem, auch dieses Madonna Konzert wird mir immer in Erinnerung bleiben. Allerdings wohl nur, weil es eben Madonna war. Mir fehlten einige alte Kracher, durch welche die Stimmung bestimmt heisser geworden wäre. Das merkte man auch, als 'Like a prayer' gespielt wurde. Da fing das Volk sofort Feuer und es kam so etwas wie Stimmung auf. Die Videosequenzen, welche Madonna offensichtlich für's Umziehen benötigte störten mich persönlich nicht. Extrem störend und schade war, dass ich während zwei Stunden gezwungen war auf den Zehenspitzen ein klein bisschen Madonna zu erhaschen. Es kann wirklich nicht der Sinn eines solchen Anlasses sein, dass man 90% der Show auf den Leinwänden mitverfolgen muss.

Nach dem Konzert drängten wir uns durch tausende von Leuten, mit einem Ziel: dem Bierstand. Endlich hockten wir gemütlich am Boden und tranken Bier, danach sassen wir auf Festbänken und tranken Bier, worauf wir zu DJ-Sound abtanzten und Bier tranken. Schliesslich schlenderten wir Richtung Bahnhof und kauften unterwegs noch ein Bier. Am Bahnhof mussten wir über eine halbe Stunde auf den Nachtzug warten, was uns ermöglichte ein letztes Bier zu trinken. Zu Hause angelangt lief auf SF2 ein Michael Jackson Konzert, was ich mir als zweimaliger Konzertbesucher nicht entgehen lassen konnte. Später sank ich zufrieden in mein geliebtes Bett. Auf dem Wecker stand in grünen Ziffern 04:28... Eben, mit Eri und Denise wird's immer lustig und spät...

Die Fotos zu diesem ereignisreichen Tag werden demnächst hochgeladen. {easycomments}