Bilanzweekend im Heidiland

Ein leichtes Ziehen in den Waden sowie konstantes Gähnen erinnern mich noch an das zurückliegende Bilanzweekend. Wie war's? Was ist abgegangen? Was war die Überraschung am Sonntag? Es folgen einige Antworten und ein Rückblick mit gemischten Gefühlen zu unserem 2-tägigen Büroausflug.

Am Freitagabend besorgte mir Dodo von Misch ein originales Sennenchütteli, einen Filzhut sowie einen Gehstock. Damit ausgerüstet und mit (Schlaf-) Sack und Pack macht ich mich zusammen mit unserem Chef auf nach Maienfeld. Bevor wir die restlichen Teilnehmer am dortigen Bahnhof begrüssen und endlich das erste Bier zu uns nehmen konnten rüsteten wir unseren zukünftigen Rastplatz mit allerlei Ess- und Trinkwaren aus. Schliesslich bezogen wir alle zusammen unsere Unterkunft, ein herziges kleines Häuschen, mit Matratzen- und Strohbetten ausgerüstet. Nachdem wir die Wanderschuhe und die Geissenpeteruniform angezogen hatten, zogen wir los. Die Wanderung führte uns dem Heidiweg entlang nach oben, bis zur gemütlichen Heidi-Alm, wo wir den Znüni in individuellen Formen, wie Bier, saurem Most, Gerstensuppe, Salsiz und Nussgipfel zu uns nahmen. Nach der Rast wanderten wir talwärts zu unserem Rastplatz. Das Einfeuern benötigte aufgrund des feuchten Holzes seine Zeit und bis die grossen Bratenstücke endlich durch waren, hörte man den einen oder anderen Magen bereits rebellieren. Zum Glück gab's Chips und Bier zur Überbrückung. Schliesslich war Essensausgabe und es fehlte an nichts. Zwei grosse Salatschüsseln, Saucen, Dips, Folienkartoffeln und drei jeweils 800-grämmige Bratenstücke vom Schwein und Rind wurden Opfer unseres Heisshungers. Köstlich, lecker, mampf, aber sehr schade, dass es bereits stockdunkel war und man die Köstlichkeiten mit der Taschenlampe beleuchten musste. Ich persönlich hatte einige Stunden zu leiden. Keine Ahnung, wieso ich plötzlich massiv Kopfschmerzen bekam, aber meine Stimmung wandelte sich dadurch in Lustlosigkeit. Am liebsten wäre ich zurück in die Unterkunft gegangen. Leider war das alleine nicht möglich, denn niemand wusste, wo diese vom Rastplatz aus zu finden war. Je zweimal 400mg Schmerztabletten später ging's wieder aufwärts mit mir ich konnte vom Mineralwasser wieder auf Bier umstellen. Während die einen fast den Erfrierungstod starben betätigten sich die anderen im Kurzarmshirt als Einheizer und wedelten dem störrischen Feuer unermüdlich Luft zu. Unsere Feuerstelle wurde zur Kompostier- und Entsorgungsanlage umgewandelt und verschlang vom Salat, über Bierdosen und Salatsaucenflaschen bis zum Geschirr und Besteck einfach alles. Erst nach Mitternacht kamen wir leider auf die Idee, den Bauern um ein paar trockene Holzstücke zu erleichtern. Dies übrigens trotz furchteinflössendem Warnschild 'Vorsicht Schlangen'. Gegen Mitternacht standen wir um ein herrliches Feuer herum, die einen sangen, die anderen tranken und weitere rauchten, während wieder andere alles zusammen machten. Ich persönlich mutierte kurzfristig zum Kettenraucher und staunte nach jeder Zigarette darüber, dass sie wie ein Joint auf mich wirkte. Ein lustiges Gefühl, aber es ist jetzt nicht so, dass ich rückfällig werden würde. Nene, ich bleibe Ex- und Nichtraucher. Es kam die Zeit, wo endlich auch die Unermüdlichen einsahen, dass wir zu Bett gehen sollten und wir machten uns daran, dass mittlerweile prächtige Feuer zu löschen. Mangels Wasser und Lust, dieses hoch oben am Brunnen zu holen, entledigten wir uns dem Ballast, bestehend aus Mineralwasser und Eistee und schütteten literweise davon über das wild fauchende Feuer. Im Konvoi wanderten wir - mittlerweile zu Lasteseln mutiert - in die stockdunkle Nacht hinein, eine Kuhweide hinunter, wichen den Fladen aus und staunten nicht schlecht, als uns die Zäune beim Überqueren einen Stromschlag versetzten. Im Schlafgemach gab's noch einen Schlumi in Form eines Bieres und unter tausenden Sternen dampften wir die letzten Zigaretten. Endlich im Schlafsack eingepackt ging die Show weiter, indem unsere Leithammel unermüdlich weiterquatschten. Ich fand's amüsant, konnte aber nicht einschlafen. Schliesslich versank auch ich im Tiefschlaf, zumindest bis ich von meiner überfüllten Blase wieder geweckt wurde.

Um 07:00 Uhr, nach geschätzten drei Stunden Schlaf, war ich schon wieder wach, stieg unter die Dusche und genoss den feinen Bauernzmorge. Ich war extrem erstaunt darüber, wie gut es mir trotz Alkoholkonsum und viel zu wenig Schlaf ging. Keine Kopfschmerzen, kein Kater, einfach nichts. Von der Müdigkeit mal abgesehen. Unsere Gastgeberin wusste offenbar nicht, dass unser Sonntagsprogramm streng geheim war und verplapperte sich indem sie meinem Kollegen sagte, dass wir bei diesem herrlichen Wetter besser auf anstatt in den Gonzen gehen würden. Aha, es geht also in einen Berg hinein. Ich konnte mir darunter nicht viel vorstellen und war gespannt, was uns erwarten würde. In Sargans vor dem Bergwerk Gonzen angekommen wurde es mir schon etwas mulmig. Nachdem bekannt wurde, dass wir mit einer Bahn ca. 10 Minuten lang in den Berg hinein fahren würden, sprang der erste Kollege ab und kündigte seine Heimfahrt an. Kurze Zeit später gesellte sich ein weiterer Kollege hinzu. Bei mir im Kopf begann es zu rotieren, aber ich war fest entschlossen mit in den Berg zu gehen. Wir schauten uns einen 20-minütigen Einführungsfilm an und meine Luftröhre zog sich zusammen. Meine Schläfe begann zu pochen und mein Kopf wurde heiss. Etwa so, wie wenn ich durch den Gotthard fahre und in der Mitte des Tunnels angelangt bin. Den Inhalt des Filmes bekam ich gar nicht mit. Innerlich führte ich Selbstgespräche. Ich will da nicht rein, aber kann ich das meinem, alles organisierenden Chef antun. Vor allem nachdem schon zwei Kollegen abgesprungen sind. Soll ich, soll ich nicht? Ich will nicht, ich traue mir das nicht zu, aber mein Widdergrind lässt eine Aufgabe eigentlich nicht zu. Mein Körper rebelliert aber. Soll ich mich dazu zwingen und dann womöglich die ganze Gruppe zur Umkehr zwingen - das haben uns die beiden Leiter zu Beginn schon klar gemacht, dass wir eine Gruppe seien und entweder alle oder keiner zurück gehen würden -, wenn's wirklich nicht mehr gehen sollte. Enge Stollen, Dunkelheit und - und dieses war mein allergrösstes Problem - wir würden bis zu 7 Stunden in diesem Berg drin bleiben. Nein, es geht nicht. Es tut mir für meinen Chef, meine Kollegen und auch die beiden Führer leid, aber es geht nicht. Ich muss auf mein Gefühl und meinen Körper hören. Schliesslich schlossen sich mir noch zwei weitere Personen an, womit schliesslich von den ursprünglich neun Bilanzweekendlern noch ganze vier das Bergwerk unter die Schuhe nahmen. Ich fuhr schliesslich mit den beiden anderen nach Horgen, stieg dort in die S-Bahn und war um 12:30 Uhr zu Hause. Meine Familie freute sich, hatte aber nicht viel von mir, weil ich gegen 14:30 Uhr dringend mein Schlafmanko ausgleichen musste. Knapp 2 ½ Stunden später wachte ich auf und staunte nicht schlecht, als Dodo mit zwei Nachbarinnen mit den Skates angefahren kam und mir berichtete, dass sie soeben um den Greifensee gefahren seien. Respekt, tolle Leistung!

Nachtrag: Nachdem ich mir im Geschäft die Fotos von der Bergwerkführung zu Gemüte geführt habe, darf ich erleichtert feststellen, dass meine Entscheidung nicht in den Berg zu gehen absolut richtig war. {easycomments}

Mein ganz persönliches Fazit

Positiv :-)

+ die Organisation
+ die Leute und die Stimmung
+ das Wetter
+ unsere Unterkunft
+ die Wanderung auf dem Heidi-Weg
+ die Jause auf der Heidi-Alp
+ Schlumi unter fantastischem Sternenhimmel
+ Buurezmorge am Sonntag
+ kein Kater
+ es gab viel zu lachen

Negativ :-(

- das feuchte Holz
- die Dunkelheit beim Abendessen
- mein Kopfweh am Lagerfeuer
- Unterkunft nicht in der Nähe des Rastplatzes
- zu frühe Tagwache am Sonntag
- zu wenig Schlaf
- unangekündigte, fast 7-stündige Bergwerkführung

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