Im Verkehrschaos zum A380

Um 06:29 Uhr holte mich mein Radiowecker aus den Träumen. Ich schoss auf, erledigte die Morgentoilette im Nu, stopfte jede Menge Verpflegung in den bereits am Vorabend mit diversen Utensilien vorbereiteten Rucksack und stach warm angezogen in die Tiefgarage. Schon erstaunlich wie einfach einem das Aufstehen fällt, wenn's nicht zur Arbeit geht. Unten in der Garage lief mir unser Nachbar, seines Zeichens Kloten-Fan, über den Weg. Unsere Aufeinandertreffen sind immer lustig, es sei denn der ZSC hat am Vorabend ausgerechnet gegen die Klötis verloren. Nun denn, ich setzte mich mit unserem roten Blitz in Bewegung Richtung Oberglatt, steuerte dabei auf die A53 und stand kurz darauf zum ersten Mal still. Nun stand ich also nach langer Zeit wieder mal in dem Stau, den ich bislang nur noch vom Hörensagen kannte, beim Brüttiseller Dreieck. Auf Radio 24 kamen die neuesten Informationen zur bevorstehenden Landung des Airbus A380 live vom Parkplatz am Anfang der Pisten 14 und 16 in Oberglatt. Der Parkplatz sei gesperrt, weil er schlicht voll sei, verkündete der Reporter. Die Autos würden von der Polizei jedoch auf andere Parkplätze weitergeleitet. Naja, dann kann ich ja locker dort hin fahren, dachte ich mir und staute mich via Glattzentrum Richtung Ausfahrt Rümlang.

20100120_01.jpgEndlich im Dörfchen Oberglatt angekommen staunte ich nicht schlecht. Autos kamen aus allen Richtungen, die Polizei dirigierte den Verkehr und Menschenmassen waren zu Fuss alle in die gleiche Richtung unterwegs. Die gehen zur Schule oder zur Arbeit oder zum Bahnhof, dachte ich mir zunächst, doch diesen Gedanken legte ich bald ad acta. Ich glaubte es nicht, die hatten alle ein und dasselbe Ziel: Die Landebahn. Im Fussgängertempo kam ich langsam auf die Höhe des gesperrten Parkplatzes. Ich hörte den Polizisten einem Fahrer zurufen, dass es auf der Panzerpiste noch Platz hätte. Panzerpiste? Autsch, da komme ich ja nie mehr bis hierhin zurück, geschweige denn nach der Landung des Riesen zum Flughafen. Wir rollten weiter und jus20100120_02.jpgt beim Start der Landebahn begannen die Autos vor mir rechts auf die Wiese hinauf zu fahren und ihren Wagen dort abzustellen. Fantastisch, da schliesse ich mich gleich an, fahre mit durchdrehenden Reifen hinauf, parkiere, steige aus und laufe zu den Landebahnen hoch. Kurz darauf kommt ein ziviler Polizeiwagen mit Blaulicht und Sirene daher geschossen und blockiert die Fahrbahn. Der Fahrer ruft aus dem Auto, dass hier parkieren verboten sei und dass alle Autos abgeschleppt würden. Das koste übrigens Fr. 400.-- für jeden! Verduzt stand ich da oben, beobachtete all jene, welche der Polizist auf frischer Tat ertappte, wie sie wieder davon fuhren und überlegte mir, was nun zu tun sei. Die Nachteile, wenn ich ebenfalls wieder wegfahren würde, erschienen mir als zu gravierend, zumal der Wagen direkt vor mir auch auf seinem verbotenen Plätzchen stehen blieb. Ich entschloss mich also dazu, mir ein gutes Plätzchen zu suchen, von wo aus ich den A380 gut sehen bzw. fotografieren und gleichzeitig meinen Wagen im Auge behalten konnte. Während ich erste Testfotos von Flugzeugen schoss, welche ausnahmslos auf der Piste 14 aufsetzten, sah ich immer wieder den beiden Polizisten zu, wie sie krampfhaft weitere Autofahrer davon abhielten, auf dem schmalen Rasenvorsprung zu parkieren. Von einem Abschleppwagen war glücklicherweise nichts zu sehen. Unterdessen war mir aber auch klar geworden, dass es unmöglich sein würde, hier alle Parksünder abzuschleppen, denn der Ansturm war gigantisch. Mittlerweile war das ganze Feld voller Menschen, auf allen Hügeln waren Ansammlungen von schwarzen Punkten zu sehen. Schon beeindruckend, was so ein Vogel für ein Interesse auslöst.

20100120_03.jpgEin mit Funk und Ohrstöpseln ausgerüsteter 'Spotter' informierte mich schon bald, dass die nächste Maschine auf der Piste 16 landen würde und das konnte dann eigentlich nur der A380 sein. Gespannt starrte ich Löcher in die Nebelwand und dann erschien er, der Airbus A380, das grösste Passagierflugzeug der Welt. Majestätisch, langsam und überraschend leise flog der Riese auf uns zu. Ich erwischte ihn ein- und ein zweites Mal, als er gerade über unsere Köpfe schwebte. 20100120_04.jpgDie gigantische Maschine über mir bewirkte, dass es kurz dunkel wurde. Ich schaute ihm nach, wie er gemächlich auf die Landebahn zu flog und schliesslich wie ein sanfter Riese dort aufsetzte. Nach wenigen Sekunden war der Spuk vorbei und was jetzt losging war nicht minder beeindruckend. Menschenmassen wie ich sie schon lange nicht mehr gesehen habe, strömten Richtung Panzerpiste. Ein Blick hinunter zu meinem Wagen verriet mir, dass er nach wie vor von den beiden Polizisten 'bewacht' wurde. Ich lief die Böschung hinunter, stieg ins Auto ein, fuhr vorsichtig den Abhang hinunter und weg war ich bzw. im Stau Richtung Bachenbülach. Die ganze Strecke bis zur Panzerpiste und noch weiter war von Autos gesäumt. Im Schneckentempo legte ich schliesslich die gesamte Strecke bis hin zum Flughafen zurück. Dort fuhr ich eine ungewollte Zusatzschleife durch die Fracht - na ja, sieht ja auch alles anders aus, als zu den Zeiten, wo ich mich dort noch zu Hause fühlte - und stand schliesslich im Stau vor der Barriere des Parkhauses Nummer 3. Im Anschluss traf ich mich mit Dodo im Shopping Bereich des Flughafens und zusammen liefen wir im Strom zum gut beschilderten Standplatz des A380.

20100120_07.jpgNach einer gut einstündigen Runde um den Riesenvogel und jeder Menge Fotostops verabschiedeten wir uns vom Airbus A380 und fuhren mit gut 150 Fotos im Rucksack 20100120_06.jpgnach Hause. Aus meiner Sicht hat sich der Frei-Tag definitiv gelohnt, es war ein tolles Erlebnis und sobald der A380 der Singapore Airlines täglich in Kloten auftaucht, werde auch ich bald wieder auf einem der Rastplätze oder auf der Zuschauertribüne anzutreffen sein. {easycomments}